Nachtrag zum Duell der Verkehrsverbünde

Roberts Kolumne am 25. September 2008

Nach reiflicher Überlegung und Beobachtung der zuvor geschilderten Verkehrsverbundsituation in Hessen scheint ein Dreh- und Angelpunkt gefunden zu sein – und zwar ein anderer, als man zuerst vermuten könnte.

Nachdem ich zuvor geschildert habe, dass man mittlerweile für den Abenteuerurluab höchstens noch die Region verlassen muss – vielleicht ist Balkonien deshalb so beliebt – glaube ich heute, nachdem sich die Geschichte etwas gesetzt hat, den Grund, den Verursacher, ja den Schuldigen meiner Odyssee in drei Akten ausgemacht zu haben: Zur Erinnerung: Der erste Akt begann mit der Beratung und endete mit dem Fahrkartenkauf. Der zweite Akt beginnt am gleichen Ort und spielt danach im Zug. Der dritte Akt spielt fast ausnahmslos im Zug – an einem Sonntag Nachmittag zwischen zwei Metropolen – und endet am Ausgangsort der großen Schleife.

Man betrachte jedenfalls folgende Fakten: Der NVV verkauft Fahrkarten auch im Voraus, der RMV nicht. Die Bahn akzeptiert Anschlussfahrkarten vom NVV in den RMV, selbst wenn der Zug am „Grenzbahnhof“ gar nicht hält. Anschlusskarten in umgekehrter Richtung gibt es hingegen nicht. Innerhalb eines Verkehrsverbundes kann ich keine Fahrkarten des selben im Zug lösen, sondern nur auf dem Bahnsteig. Das sind übrigens die beiden angesprochenen Philosophien der Fortbewegung.

Dieses schöne Logikrätsel wollen wir nun lösen: Mit Fahrkarten des RMV komme ich nur bis an die Grenze des Verbundes, darüber nur, wenn ich grenznah den Wegzoll entrichte. Kommt man von weiter weg, bedeutet das eine Zwangsunterbrechung der Fahrt. In Gegenrichtung kommt man über die Grenze, kann aber im Vorverkauf keine Anschlusskarte erwerben, sondern wiederum nur grenznah, sprich Zwangsunterbrechung der Fahrt – allerdings wiederum auf RMV-Gebiet. Gäbe es hingegen die Anschlusskarten, zumal noch im Vorverkauf, halbierte dies locker die Fahrtkosten auf ein unschlagbar konkurrenzloses Maß.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Ausweitung des Semestertickets der Uni Kassel auf die Übergangstarife oder Teile des RMV – was dieser aber für nicht nötig hält; Gerüchten zu Folge scheint der RMV insgesamt kein gesteigertes Interesse an 160.000 studierenden Kunden zu haben, von denen etliche noch nicht einmal die möglichen Leistungen (voll) ausschöpfen.

Der NVV hat zwar leider weniger Geld zur Verfügung, es gibt daher nicht immer, überall und auf jeden Fall (Dr. Renz von Fettes Brot in Jugend Forscht mit einszwo) attraktive Angebote, aber kooperativer und kundenfreundlicher ist er allemal. Meine Odyssee kann man schon fast als „Schlüsselszene“ sehen – und ich werde mit Sicherheit in naher Zukunft die Abkürzung „Nordhessische Verkehrs-Versäumnisse“ nicht einmal zu denken wagen.

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